Kaum ist die Corona-Krise so halbwegs vorbei, kommt schon die nächste um die Ecke. Durch die winterlichen Lockdowns der letzten 2 Jahre sind viele Tennishallenbetreiber und Tennistrainer in finanzielle Bedrängnis gekommen. Leider wird die momentane Energie- und Gaskrise wieder die Gleichen treffen. Eine Tennishalle zu betreiben und vor allem auf angenehme 16 bis 18 Grad im Winter zu heizen, ist eine schwierige und teure Angelegenheit. Die Energiepreise steigen in Rekordhöhe.
Im Winter quetscht sich Tennis Deutschland auf 5.424 Plätze (Quelle DTB), während im Sommer 40.433 Freiplätze zur Verfügung stehen. Das bedeutet für alle Tennisspieler, dass die Plätze im Winter zur Prime Time rar und teuer sind. Nun kommt aber die Energiekrise oben drauf und für einige Tennisvereine stellt sich die Frage, ob sie ihre Traglufthallen überhaupt aufbauen können und sollen, da die Energiepreise so hoch sind, dass sie die Preise für die Platzmiete drastisch erhöhen müssten. Das ist aber nicht das einzige Problem. Eine Tennishalle zu beheizen ist aufwändig und teuer, meist wird dafür sehr viel Gas benötigt. Da stellt sich auch hier die moralische Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, für solche Luxus-Aktivitäten wie Tennis kostbares Erdgas zu verheizen, während die Energie an anderer Stelle besser eingesetzt wäre.
Einige Tennisvereine wie z. B. der SV Planegg-Krailling baut seine Traglufthalle gar nicht erst auf. Sie verzichten auf ca. 50.000 € Einnahmen, rechnen mit Vereinsaustritten und riskieren die Arbeitslosigkeit ihrer Tennistrainer.
Solche Entwicklungen machen uns Tennistrainer und Tennishallen Besitzer zurecht Sorgen
Können wir unseren Sport diesen Winter wieder nicht ausführen und müssen mit krassen finanziellen Einbußen rechnen? Dabei gäbe es sehr passable Lösungen, wenn man schon etwas vorausschauender gehandelt hätte.
Deutschland spielt im Sommer fast ausschließlich auf rotem Sand. Das ist zwar super für die Gelenke, aber bei der Instandsetzung teuer und überhaupt nicht wintertauglich. Hätte man sich schon vor Jahren dem internationalen Trend angeschlossen und nach und nach auf Hard Court Belag oder andere Alternativen umgestellt, könnten wir nicht nur Geld sparen sondern die Plätze auch ganzjährig bespielen. Unsere Nachbarn in Holland verzichten weitergehend auf teuere Tennishallen und spielen schon seit Jahren auch im Winter draußen und konnten so beide Krisen gekonnt umschiffen.
Die Winter werden seit Jahren immer milder, was natürlich auch sehr beunruhigend ist, aber daraus hätten wir eigentlich schließen können, dass wir die Freiplätze wetterfest machen sollen statt weiter auf teure, energiehungrige Tennishallen zu setzen.
Ich weiss aus Erfahrung, dass eine nicht ausreichend beheizte Halle eine äußerst unangenehme, feuchte Kälte entwickeln kann und es besser ist, draußen zu spielen, wenn auch die Luft dort kälter ist, dafür aber frischer. Leider wird Tennis Deutschland die Freiplätze nicht so schnell umbauen und tief in die Tasche greifen, um die Hallen am Laufen zu halten oder eben komplett darauf zu verzichten.
Da ich schon mit meinem powwow Geschäftspartner Ingo Touchtennis bei Schnee und 2 Grad Lufttemperatur gespielt habe, weiss ich, dass es durchaus möglich ist, den Schläger trotz der Temperatur gut für 1,5 Stunden in der Hand zu halten. Natürlich sollte der Tennistrainer bei solchen Temperaturen und längeren Trainingszeiten gut und wetterfest angezogen sein, aber zum Glück gibt es sehr gute Funktionskleidung, da andere Sportarten durchaus im Winter draußen ausgeübt werden.
Ja, ich weiss, was jetzt die skeptischen Tennisspieler sagen werden: Im Winter wird es viel früher dunkel und dann kann man teilweise ab 16 Uhr nicht mehr draußen spielen. Und sie haben Recht, auch hier haben die meisten Vereine geschlafen. Statt auf neue, innovative Plätze mit sparsamen Flutlichtanlagen zu setzen, wurde lieber die Tradition erhalten, denn “so machen wir das schon immer”. Mit dem Thema Licht sollte sich jeder Verein beschäftigen, denn falls irgendwann doch die Sommerzeit abgeschafft wird, wir alle wissen, dass die Winterzeit, die eigentlich korrekte ist, dann haben viele Sportarten wie Tennis ein größeres Problem.
Das Fazit ist meiner Meinung ganz offensichtlich: Die Tennisvereine müssen sich so schnell wie möglich mit dem Abbau von Tennishallen, pflegeleichten Ganzjahresplätzen und neuen, stromsparende Flutlichtanlagen auseinandersetzen. Das wäre nicht nur billiger, sondern auch umweltfreundlicher und somit zukunftssicher.
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